Mir gefällt, dass es hier in einem Auto-Forum trotz aller Meinungsverschiedenheiten doch immer wieder fruchtbare Diskussionen gibt, die niveauvoller sind als in so manchem IT-Forum oder in den Kommentaren diverser Online-Zeitschriften, die ich so lese.
Als ich klein war gab es ab und zu Smog-Alarm, kann mich noch gut dran erinnern. Damals wurde es draußen nicht richtig hell, es war ein stinkender Nebel überall und die Sichtweite betrug irgendwas bei 100 oder 200 Metern. In Zügen, Taxis und Restaurants wurde überall geraucht, LKWs fuhren mitten durch die Stadt und die Mercedes-Diesel (wahre Performance-Wunder übrigens) hatten schwarze Hintern.
Heute ärgere ich mich über die Feinstaub-Plakette, die ich nach jedem Umzug mit Kennzeichenwechsel neu kaufen muss. Andererseits: Smog-Alarm in der alten Form habe ich schon ewig nicht mehr gesehen, selbst den Ruhrpott kann man wieder betreten, es werder weniger statt mehr Atomkraftwerke und ganz ehrlich, ich bin stolz auf uns, dass wir das alles erreicht haben und nebenbei schwere wirtschaftliche Belastungen wie die deutsche Einheit, zunehmende Automatisierung, Internationalisierung und internationalen Wettbewerb gewuppt haben, ohne (bisher) ins Hintertreffen zu geraten.
Die immer strengeren Abgasvorschriften haben ihren Teil dazu beigetragen. Finanziert haben wir das durch immer aufwändigere und teurere Technologien, aber es sind bei allen Kosten auch diese Technologien, die man als Autohersteller mit Weltambitionen anbieten können muss, wenn man in Zukunftsmärkten mitmischen will. Ich denke an Los Angeles, wo man genau weiß was Smog ist. Nicht ohne Grund gibt es in Kalifornien die strengsten Abgasvorschriften, was zeigt, dass auch die Amerikaner Umweltschutz ernst nehmen können (wenn das Wasser erst bis zum Hals steht bzw. nicht mehr vorhanden ist...) Wer von euch schon mal in Peking oder Shanghai war, der kann sich vorstellen, dass auch die Chinesen irgendwann merken werden, dass sie Geld nicht essen können und es schön ist, ab und zu mal die Sonne zu sehen. Autoabgase sind ein Teil des Problems.
Volkswagen und die deutsche Industrie hatten bis jetzt einen grünen Anstrich - berechtigt oder nicht - und den haben sie für ein bisschen mehr Profit dumm kurzsichtig für sich und alle anderen angekratzt. Seit Jahren sage ich schon: Es war so billig, dass es richtig teuer ist. Ein Spruch, den man sich mal merken kann, denn er passt in sehr vielen Situationen, man denke an den Flughafen Berlin Schönefeld und es fallen garantiert jedem Beispiele aus dem Arbeitsleben ein, wo so viel gespart wird, dass teurer nachgekauft/nachgebessert werden muss.
Anders ausgedrückt: Es ist weltweite Rufschädigung, und damit wirtschaftsschädigend. Darin sehe ich das Hauptproblem. Es macht am Ende keinen nennenswerten Unterschied, ob nun ein bisschen mehr Stickoxide in die Luft gekommen sind, aber es hat Auswirkungen, wenn man seine Kunden verarscht und geltene Auflagen nicht erfüllt. Ein Ruf ist extrem schnell ruiniert, aber ihn aufzubauen dauert sehr, sehr lange und kostet.
Und noch etwas: Ich bin sehr strikt, was das Einhalten von Regeln angeht. Viele hier würden mich auslachen oder sich sogar über mich ärgern. Was das hiermit zu tun hat? Ich bin viel im Ausland unterwegs und unter anderem in Ländern, wo man live und in Farbe tagtäglich erleben kann, wie es ist, wenn Regeln nichts wert sind. Besondere Empfehlung: Russischer Straßenverkehr. Man erlebt dort Dinge, die einem ohne Dashcam niemand glaubt! Wird man doch mal angehalten: Geld regelt den Rest, und jeder weiß, dass es nicht nur im Straßenverkehr so läuft. Also, Misstrauen überall und eigene Absicherung so gut es geht. Möchte ich in so einer Gesellschaft leben? Echt nicht, Leute. Möchte ich mit russischen Firmen zu tun haben? Nur, wenn ich es nicht vermeiden kann. Also: Wertlose Gesetze -> kein Vertrauen -> mieses Geschäft.
Daher ist es aus Glaubwürdigkeitsgründen zwingend notwendig, dass VW und wer auch immer sonst solche Methoden angewendet hat, mit zwei dicken blauen Augen ein unübersehbaren Schuss vor den Bug bekommt.