Warum sollte das Leder bei Individual länger halten als das Billige Zeug was man sonst im Auto hat? Anderes Material? Andere Kühe aus anderen Ländern?
Moin,
selbstverständlich gibt es Unterschiede beim Leder, das fängt bei der Zurichtung an, Leder wird häufig in mehreren Schichten geteilt, da gibt es dann die Fell-/Hautseite und die Fleischseite. Und dazwischen ist auch noch was, was als Leder verwendet wird, So eine Tierhaut vom Rind ist ganz schön dick.
Das Dakota soll Leder von der Fleischseite sein, sog. Spaltleder von der Hautseite abgespalten), daher bekommt es auch eine künstliche Narbenprägung (sog. geprägtes Leder), Das Merino-Leder ist die Hautseite mit einer natürlichen Narbung. Die Rückseite würde man umgangssprachlich als Wildleder bezeichnen. Ich habe zu Hause eine Reihe von Lederproben aus der M GmbH Individual Manufaktur. Desweiteren sieht man gut die Stärke des Merinoleders. Weitere Prozesse in der Lederverarbeitung sind die Art des Gerbens, die Stärke des Leders, das Färben (bei durchgefärbeten Ledern) und das Auftragen der Deckschicht bei sog. gedeckten Ledern. Glattledersitze im Auto sind bei den Mainstream-Herstellern gedeckte Leder, weil sie am unempfindlichsten gegen einziehende Feuchtigkeit/Flecken sind. Im Gegensatz zu offenporigen Ledern sog. Anilinleder. Bei letzteren zieht ein Wassertropfen sofort ein, bei gedeckten Ledern bleibt er eine Weile auf der Oberfläche stehen. Mit der Stärke der Deckschicht kann man auch gut die Haptik des Leders beeinflussen, je mehr Farbe draufgehauen wird, desto unnatürlicher fasst es sich an. Hand- oder Popo-Schmeichler haben eher eine dünne Deckschicht. Die Qualität der Deckschicht beeinflusst natürlich auch die Abriebfestigkeit.
Was ich mit meinen Ausführungen sagen will, es gibt eine Vielzahl von Parametern mit denen die Qualität und Haltbarkeit bei der Herstellung/Zurichtung von Leder beeinflusst werden kann. Auch wenn das Ausgangesmaterial von einer Kuh stammt.
Zur Ausgangsfrage des Thread-Erstellers, ich fahre seit mehr als 10 Jahren helle Individualleder in Cabrios, allerdings nur max. 4 Jahre. Bei Rückgabe mit um und bei 70.000 km hatte ich schon die Frage gestellt bekommen, ob ich überhaupt auf den Sitzen gesessen hätte. Bei den Champagner farbenen und Kaschmirbeige farbenen Ledern habe ich 3 x im Jahr gereinigt und versiegelt (vor der Wintersaison, im Frühjahr und im Sommer). Helle Leder sehen m.M. nur sauber gut aus. Ich habe beste Erfahrungen mit den Pflegeprodukten vom Lederzentrum gemacht. Seit diesem Sommer fahre ich Opalweiß, ich schaue mal, ob ich mit 3 x Reinigen p.a. auskomme, ggf. ein 4. mal zusätzlich. Am besten gleich nach der Abholung vom Händler/BMW Welt eine erste Versiegelung auftragen und trocknen lassen.
Abriebverschleiß z.B. an den Sitzwangen hängt auch immer von dem persönlichen Verhalten beim Ein-/Aussteigen ab, wie man sich in den Sitz wälzt oder elegant wie eine Gazelle reingleitet, bzw. wieder raus. Nieten/Metallschnallen o.ä. an Hosen/Jacken sind auf Dauer der Tod jeden Leders, also tabu, wenn man länger was davon haben möchte. Abfärbungen von Kleidung/Gürtel sind besonders hartnäckig, wenn man während der Fahrt schwitzt. Da hinterlässt ein brauner oder schwarzer Ledergürtel, ebenso eine durchgeschwitzte Lederjacke (eher ein Cabrio-Problem) farbliche Eindrücke, die schwerer zu entfernen sind als von blauem Jeansstoff.
Für mich ist der Unerschied zwischen Dakota- und Merino-Leder deutlich erfühl und erfassbar. Ich empfehle, wie hier auch schon erwähnt, sich ein Fahrzeug mit dem Merino-Leder einfach anzuschauen und zur "ertasten".
VG Sven