Moin,
einige wissen inzwischen das ich im Herbst wegen des dämlichen Problems meinen 340i zurückgegeben habe und auf einen M3 gewechselt bin. Inzwischen wurde ich schon öfter angesprochen wie die Autos denn nun so im Vergleich sind, was sie eint und was sie trennt, offensichtlich ja mehr als nur "ein paar PS".
Daher nun eine Zusammenfassung - wer gerade überlegt zu wechseln oder eines der beiden Autos zu kaufen mag daraus die eine oder andere Info ziehen, die anderen ignorieren das bitte einfach ;-). Und noch eines vorneweg: Ich bewege den M3 ausschliesslich im Alltag mit gelegentlichem Landstraßen-Spaß. D.h. irgendwelche Vorteile/Nachteile der Autos im Rennstreckenbetrieb werden hier nicht auftauchen, aber es sollte klar sein wer hier buchstäblich das Rennen macht.
KOSTEN:
Über den Neupreis muss man wenig sagen, jeder kann die Zahlen für sich vergleichen :). Man kann von ca. 20-25K Aufpreis vom 340i zum M3 ausgehen bei vergleichbarer Ausstattung. Mein voller 340i lag Liste bei rund 75.000 Euro, mein nicht wirklich voller M3 liegt bei rund 92.000. Wenn man beim M3 alle Häckchen macht die mein 340i hatte landet man bei ziemlich genau 100K. Wenn das MPPSK nachgerüstet wird sieht die Rechnung etwas anders aus, ändert aber nichts daran das die Mehrkosten ziemlich massiv spürbar sind :).
Der Unterhalt ist eine andere Sache, der M3 kostet etwas mehr an Steuern und Versicherung, aber im Moment noch erträglich. Bei mir sind es rund 300 Euro pro Jahr für die Versicherung.
Sicher ein wichtiger Faktor bei den Kosten ist der Spritverbrauch. Den 340i kann man problemlos mit ca. 9 Litern fahren, beim M3 muss man schon seeeeeehr bewußt und langsam fahren um eine niedrige 9 hinzubekommen. Im Schnitt kann man mit 1-2L Mehrverbrauch rechnen. Eine Tankfüllung langt bei mir rund 500KM, beim 340i waren es eher 600KM. Jeweils bis die 50KM-Warnung kommt, also nicht komplett leer.
Durch den 60L-Tank ist die M3-Reichweite aber trotzdem noch in Ordnung, mein früherer M135i war da wegen seines 50L-Tanks wesentlich nerviger, hier ging nach 400km spätestens die Vorwarnung an.
Für beide Autos gilt allerdings auch: Wer es fliegen lässt und Spaß hat, dann gehen auch mal 15-20L oder noch weit mehr durch.
FAHRLEISTUNGEN UND BREMSEN
Die Fahrleistungen beider Autos dürften für so ziemlich vieles, was da draussen auf der Straße so rumkreucht, ausreichen. Ich bin den 340i vom ersten Meter mit MPPSK gefahren, kann also nicht die Serienleistung beurteilen, aber beide Autos sind richtig schnell. Der M3 ist natürlich noch eine Hausnummer drauf - der Unterschied ist (wie ich immer mal wieder festgestellt habe): Beim 340i ist der Beifahrer beeindruckt, beim M3 erschrocken ;-). Allerdings rechtfertigen die Fahrleistungen alleine nicht die Mehrkosten, da gibts schnellere Autos für weniger Geld.
Auf der Bremse sind ebenso beide Autos gut unterwegs, der M3 hat hier natürlich die größeren Bremsen und legt noch einen drauf. Für den Alltag sind aber beide Autos absolut ausreichend, es mag die Rennstrecke oder ambitionierte Passfahrten den Unterschied machen - für mich nicht relevant. Ich habe beim m3 etwas Geräusche beim Bremsen, ist aber normal und nicht weiter erwähnenswert.
GETRIEBE
Die Getriebe sind da schon deutlich unterschiedlicher. Die 8Gang-Automatik im 340i dürfte so mit das beste sein, was derzeit für Geld im Auto zu kaufen ist - immer da, wenn man sie braucht, jederzeit manuell schaltbar, ein echter Spaßbringer wenn man *will*. Wenn man nicht will, lässt sie einen in Ruhe und ist halt eine Automatik wie jede andere auch. Das DKG im M3 ist da anders gestrickt. Ja, die Schaltzeiten können noch kürzer sein (im schnellsten Modus schaut man unwilkürlich nach jedem Schaltvorgang kurz in den Rückspiegel ob die Hinterachse gerade in den Graben fliegt), und man fühlt eine bessere Anbindung des Antriebsstranges an den Motor wegen des fehlenden Wandlers, aber dafür müssen auch Nachteile in Kauf genommen werden. Rangieren, Wechsel Vorwärtsgang/Rückwärtsgang, gelegentlich mal Anfahren mit Ruckeln. Das passiert nicht häufig und ist weit davon entfernt ein NIcht-Kaufgrund zu sein, aber hier merkt man schon den Anspruch der beiden Autos. Schneller Autobahngleiter mit Spaßmöglichkeiten auf der Landstraße gegen echten Sportwagen, der auch mal im Alltag bestehen muss und kann.
Trotzdem sehe ich hier den 340i im Vorteil, immer mit dem Fokus auf den Alltagsbetrieb. Auf der Rennsstrecke mag das DKG von Vorteil sein.
FAHRWERK
Tjo, und hier haben wir nun den Grund warum man einen M3 kauft (jaja, es gibt noch andere, ich weiss ;-)). Der 340i mit adaptiven Fahrwerk ist schon ein sehr fahraktives Auto, macht alles mit was man von ihm verlangt, und kann auch viel Spaß in Kurven vermitteln ohne auf der Langstrecke zu hart zum Fahrer zu sein. Isoliert betrachtet ein klasse Fahrwerk.
Steigt man dann in den M3 und fährt die gleiche Strecke nochmal...heieiei. Wo der 340i noch mit sanftem untersteuern und insgesamt etwas schaukelig durch die Kurven gegangen ist marschiert der M3 einfach durch, nimmt keine Gefangenen und erledigt eine Kurve nach der anderen. Ich habe eine relativ enge Autobahnauffahrt bzw. Autobahnkreuz (für den Insider: A2 auf A31 aus Richtung Dortmung kommend) als Referenz. Der 340i schafft hier ohne Probleme rund 110KmH, man merkt aber schon daß das Limit nicht mehr weit weg ist und sich das Auto (und der Fahrer) nicht mehr so wahnsinnig wohl fühlt. Wobei das schon schnell ist, im Berufsverkehr oder mit einem "Normalfahrer" vor sich fährt man hier eher 60-70.
Der M3 knallt hier mit 130 durch und brüllt einem noch "Jetzt mach schon, mir ist langweilig!" zu. Ich weiss nicht welche Magie die M GmbH hier in die Dämpfer gefüllt hat, aber der Unterschied ist massiv. Ja, auch das F80-Fahrwerk ist nicht perfekt und lässt sich optimieren, und ja, ich rede immer noch nicht von Rennstrecke :). Aber DAS ist einer der Gründe, einen M3 und keinen 340i zu nehmen. Ich bin noch nie ein Auto mit so einer Vorderachse gefahren. Untersteuern muss provoziert werden, WENN das Auto mal untersteuert ist man entweder schon weit jenseits der Legalität oder der Physik unterwegs, und beides ist doof auf Dauer ;-).
Der Nachteil ist eine gesunde Härte. Zwar nicht nervig hart, aber zumindest an der Grenze zu "Mehr sollte es nicht sein". Mein M3 hat die 20mm-Eibach Federn verbaut. Bringt optisch einiges, ändert aber nur wenig am Fahrverhalten. Sorry, ich fange schon wieder an zu schwärmen :).
Die Lenkung ist im übrigen unauffällig gut, etwas härter als im 340i, aber nicht zu hart. Wobei es im Alltag schon das eine oder andere mal passiert das man sich eine etwas leichtgängigere Lenkung wünscht, übrigens genau so oft oder selten wie man sich eine etwas härtere Lenkung im 340i wünscht ;-).
Kommen wir zum...
SOUND
...und stellen fest, das hier sehr kontrovers diskutiert wird. Um es kurz zu machen: Ist subjektiv, ich mag ihn. Wobei das MPPSK auch nicht verkehrt ist. Also weiter...
IM ALLTAG
Unterscheiden sich die Autos bis auf ein Detail praktisch nicht. Gleicher Platz, gleiche Außenmaße, gleicher Kofferraum etc....das Detail ist der Wendekreis - ist beim M3 spürbar größer und erfordert, speziell beim direkten Umstieg, einiges an Umgewöhnung.
Ansonsten sind es natürlich etliche Details, die die Autos unterscheiden. Sitze, Tacho, Motorhaubenhutze etc., aber das sind alles Details, die man wohlwollend zur Kenntnis nimmt, aber im Alltag irgendwann keine Rolle mehr spielen. Die M3-Sitze sind super, wobei die Sportsitze im 340i ebenso prima sind und noch den Vorteil einer verstellbaren Oberschenkelauflage mitbringen. Warum der M3 keine hat steht wohl in den Sternen.
Massiv unterschätzt habe ich übrigens den Aufmerksamkeitsfaktor eines M3. Mein 340i hatte durch die INdividual-Farbe schon einen gewissen Aha-Faktor, aber das ist nichts gegen den (schwarzen) M3. Selbst wenn man nur mit 50 durch die Straße zockelt drehen sich auffällig oft die Köpfe. Daher bitte nicht (wie ich) glauben das ein M3, speziell in schwarz, "unerkannt" bleibt. Ansonsten ist es halt ein 3er BMW mit all seinen Vorteilen und Nachteilen.
Noch zwei Nachteile des M3: Es gibt keinen aktiven Tempomaten und keine AHK.
EDIT: Was mir gerade noch einfällt: Der M3 ist ein deutlich lauteres Auto als der 340i. Die Fahrgeräusche speziell bei höheren Geschwindigkeiten sind deutlich lauter als beim 340i, es ist kein lautes Auto, aber im direkten Vergleich fällt das schon auf.
FAZIT und EMPFEHLUNG
Tja, was kaufen?
Wenn man vom Geld entkoppelt entscheiden kann (und nur dann macht es Sinn sich diese Gedanken zu machen ;-)) muss man sich klar machen was man will.
Geht es um ein maximal alltagstaugliches Auto, das auf Landstraßen viel Spaß machen kann, auf der Autobahn noch mehr Spaß, aber einen nicht nervt wenn man gerade keinen Bock hat, dann 340i mit MPPSK! Es dürfte in der Fahrzeugklasse kaum ein Auto geben, das diese Anforderungen so gut erfüllt, halbwegs bezahlbar ist und soviel Fahrspaß bei so viel Alltagstauglichkeit abliefern kann. Der B58 mit der 8Gang Automatik ist ein Sahnestück, und das MPPSK gibt genau die Würze, die das Auto braucht.
Der M3 ist ein Sportwagen, der mehr oder weniger gut auf Alltagstauglichkeit konstruiert wurde. Er liefert auf Autobahn und Landstraße überragenden Fahrspaß, man spürt hier den Sprung von "sportliche Großserie" zu "echter Sportwagen" (ja, ich weiss, ein M3 ist auch Großserie, ihr wisst wie ich das meine), nervt dafür im Alltag mit der einen oder anderen Kleinigkeit mit der man dann leben muss. Und er kostet spürbar mehr. Wer sich immer noch nicht sicher ist: Sucht euch eine feine kurvige leere Landstraße, fahrt die mit einem 340i, und möglichst schnell danach mit einem M3. Und fahrt beide Autos möglichst ausführlich im Alltag. Danach habt ihr eure Entscheidung.
Evtl. hilft es ja dem einen oder anderen bei der Entscheidungsfindung.
Grüße
Sven
