Hallo und guten Tag!
Lange schon "passiver" Leser im Forum, möchte ich heute mal aktiv werden.
Seit 13 Jahren BMW-Fahrer und seit vier Wochen Besitzer eines 435xd F32 berichte ich über Eindrücke, Freude, leider auch Ärger und Überlegungen zu und mit dem neuen Fahrzeug. Ich erlaube mir den Bericht, den ich schon im Motor-Talk-Forum eingestellt habe, auch hier zu posten, da ich den Eindruck habe, dass auch hier viele aktive Mitglieder sind und natürlich nicht alles noch einmal neu schreiben möchte.
Aaaalso:
Nun ist er also endlich da. Vier Wochen unterwegs mit dem neuen 435xd.
Wie er aussieht, siehe Anhang (Nummernschild geändert)
Infos zu Mängeln und Fehlern am Schluss für die, die die ausführlicheren Eindrücke überspringen möchten.
Die letzten drei Autos waren BMW 5er. Stets mit der 530er Dieselmaschine, der letzte f11er zudem mit Allrad. Diese Infos vorweg, um die Perspektive der folgenden Einschätzungen und Erfahrungen besser einordnen zu können. Das Folgende ist im übrigen meine persönliche Einschätzung und natürlich subjektiv.
Zuerst: Das Auto macht Spaß, sehr, sehr viel Spaß!
Es war kein „Fehler“ diese völlig andere Fahrzeugklasse zu wählen. Vom (T)Raumschiff zum Sportwagen. So kommt es mir zumindest vor. Die Straßenlage ist angenehm, straff, das Fahrzeug sitzt wie ein Handschuh, die Lenkung ist direkt und beim Beschleunigen habe ich noch immer ein Grinsen im Gesicht.
Allgemeiner Fahreindruck:
Nach der Abholung in München, die gewohnt professionell und unterhaltsam war, ging es über Nebenstrecken zum Bodensee. Kurvenreiche Alpenstraßen zeigten dann auch gleich, wofür der Wagen gemacht ist. Seitenneigung oder Wankbewegungen in Kurven sind kaum feststellbar. Die variable Sportlenkung tut, was sie soll. Auf gerader Strecke vermittelt sie ein stabiles Gefühl, um in Kehren, aber natürlich auch Parklücken, durch stärkeren Radeinschlag mit zunehmendem Kurvenwinkel Lenkbewegungen zu erleichtern. Ich war zugegebenermaßen zunächst skeptisch, ob ich das angenehm empfinde, wenn die Auswirkungen der Lenkbewegungen auf die Räder nicht linear sind. Nun, es ist angenehm! Der Mensch ist ein Gewohnheitstier und nach kurzem Ausprobieren, möchte ich diese Lenkung nicht mehr missen. Überhaupt ist das Fahrzeug wunderbar agil und vermittelt – verglichen mit dem deutlich schwereren und längeren f11er – ein sehr direktes Fahrgefühl. Das adaptive Fahrwerk ist schon im Normalmodus angenehm straff, dabei auch bei den in NRW üblichen sehr miesen Straßenqualitäten noch hinreichend komfortabel. Längs- und Querrillen werden klaglos genommen, Poltern, Rumpeln vermag ich nicht zu beobachten. Im Modus Sport ist das Fahrwerk straffer, vermittelt noch mehr Bodengefühl. Großartig auf der Autobahn und in Kurven, bei schlechter Wegstrecke auf Dauer mir zu hart.
Räder/Reifen
Das Fahrzeug ist mit dem M-Sportpaket und den Standard 18-Zoll Rädern ausgestattet.
Was habe ich lange hin und her überlegt, ob ich diese nehme oder doch gleich die 19er. Es ist für mich ein bisschen die Entscheidung zwischen Herz und Kopf gewesen. Die 19er sehen satter aus, klar, sind aber schwerer und haben rein physikalisch eben auch Nachteile, was Handling, Beschleunigung und Verbrauch betrifft. Angenehm überrascht war ich dann doch von der „realen Optik“ der 18er, als der Wagen vor mir stand. Hier ist sicher festzuhalten, dass BMW im Prospekt die 18-Zoll-Räder ungünstig fotografiert um den Käufer zu animieren die deutlich teureren 19er oder 20-Zoll-Felgen zu erwerben. Nach viel Recherche im Internet bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich die aktuellen Felgen für die Winterreifen nehmen möchte, um – sobald für die vorhandene Mischbereifung verfügbar – auf die OZ Ultraleggera ebenfalls in „nur“ 18-Zoll Größe zu wechseln. Je Kilo Gewichtsersparnis am Rad, ergibt sich aufgrund der geringeren zu beschleunigenden Masse der drehenden Teile bis zu 7 Kg Gewichtsersparnis, die sonst am Wagengewicht einzusparen wären. (Das sind Richtgrößen und aus dem Internet recherchiert, ich erheb ken Anspruch auf Richtigkeit) Und nein, ich weiß nicht genau, wie hoch der Gewichtsunterschied zwischen der BMW-Felge und der Ultraleggera ist. Gegenüber den meisten Standardalufelgen selber Größe ist sie ca. 3 Kg leichter! (3Kgx4(Räder)x7(Gewichtsfaktor) brächte unter dieser Annahme 84(!) Kg Ersparnis. Dies sollte sich auf Handling, Beschleunigung und evtl. sogar Verbrauch auswirken. Ich werde darüber berichten, wenn ich die Felgen gewechselt habe.
Innenraum, Wertigkeit, Technik
Ich habe das Fahrzeug mit den korallroten Ledersitzen bestellt. WoW! Viele, die vorher skeptisch waren, sind – einschließlich des Besitzers - schlicht begeistert. Das sieht gut aus. Rot, schwarz, Alusilber, gebürstet. Ich bin sehr zufrieden mit dieser Wahl. Bisher knarzt nichts. Die Sportsitze mit Vollautomatik und Lordosenstütze sind sehr bequem und geben guten Seitenhalt. Störend empfinde ich den billigen Kunststoff um den Schalthebel herum. Sieht aus und fühlt sich an, als ob die Verkleidung „vergessen“ worden sei. Schade BMW! Ein Witz ist ebenso die labberige Ablagefachklappe links neben dem Lenkrad. Allerdings ist diese schon etwas fester als im Probefahrtfahrzeug von Oktober. Evtl. wurde hier schon was nachgebessert.
Bis ca 180 cm kann man hinten gut sitzen. Größere Personen werden den Kopf einziehen müssen. Aber das war/ist bekannt. Die Gurtbringer knarzen, wenn sie einfahren, aber das ist üblich. Auch diese fassen sich etwas stabiler als bei der Probefahrt an. Das Lenkrad liegt prima in der Hand und lässt den Blick frei auf die klar strukturierten Instrumente. Seit März verfügt das Lenkrad übrigens doch wieder über eine Limit-Taste. Finde ich sehr hilfreich bei Geschwindigkeitsbegrenzungen und auch im Ausland, da die Gefahr mal eben zu schnell zu fahren, damit sinkt.
Die Schaltwippen der Sportautomatik sind gut erreichbar, das Navi ist angenehm auf Augenhöhe und gut ablesbar. Wie in der BMW-Welt gesagt wurde, gab es hier aktuell noch einige kleinere Verbesserungen in der Darstellung. Genaues kann ich - ohne Vergleichsmöglichkeit - nicht beurteilen. Navigation, Sprachbefehle, etc. funktionieren hervorragend.
Ohne PDC und Rückfahrkamera ist das Fahrzeug nach hinten arg unübersichtlich. Allerdings bin ich nun fast 20 Jahre stets Kombi gefahren. An der Heckscheibe war da eben auch das Fahrzeugende.
Verbrauch
Der Verbrauch liegt aktuell bei ca. 8 Liter (Kilometerstand 2500). Ich fahre viel in der Stadt, auf der Autobahn wird mittlerweile oft und deutlich beschleunigt. Bei moderater Fahrweise oder zusätzlich längeren Landstraßenabschnitten fällt der Verbrauch sofort auf etwas über 7 Liter Standarddiesel. Weniger wäre bei angepasster Fahrweise definitiv möglich. Zwei komplette Tankfüllungen mit Aral Ultimate Diesel brachte keinerlei signifikanten Unterschiede (bei vergleichbaren Fahrstrecken).
Licht und Klang
Genial ist der Fernlichtassistent. Die verbauten Xenonscheinwerfer scheinen geringfügig dunkler als beim 5er. Da aber in Hinblick auf die Ausblendfunktionen des Fernlichtassistenten die Lichtcharackteristik völlig anders ist (wesentlich stärker gerichtetes Licht, um klare, aber eben auch harte hell/dunkel Grenzen zu erzielen) ist der Vergleich schwierig. Insbesondere die ungewohnt harten Übergänge zwischen hellen und dunklen Bereichen. Ich habe mich entschieden die verbauten Brenner auszutauschen gegen die Osram Xenarc Nightbreaker unlimited. Ich wollte bewusst kein wesentlich kühleres Licht. Sähe sicher eben cooler aus, mir geht es aber hier um maximale Sichverbesserung auch bei Regen und Nebel. Kommen bald rein, gerne berichte ich darüber, wenn Interesse besteht.
Ich höre viel und gerne Musik im Auto. Damit war nach Probeläufen beim Händler klar, dass für mich nur das Harman Kardon System in Frage kommt. Im 5er waren glaube ich Boseanlagen verbaut. Das System im 4er hat eine andere Klangcharackteristik. Die einzelnen Frequenzen sind gut voneinander getrennt, der Bassbereich könnte etwas weicher sein. Aber das ist Bosetypisch und eben nicht bei Harman Kardon. In jedem Fall war es wichtig mittels Equalizer den Sound einzustellen. Mittlerweile bin ich sehr zufrieden.
Motorklang
Was immer man gegen Diesel sagen mag, ich finde dieser klingt richtig gut. Ich bin Dieselfan, ist so. Und ich mag das sonore und souveräne, bullige und fast aggressive Röhren, wenn man Vollgas gibt. Aber das ist natürlich nur mein subjektives Empfinden. Die bisherigen „Mitfahrer“, auch die überzeugten Anhänger von Benzinern, waren immerhin oft begeistert.
Nutzen
Mit dem gegenüber den Kombis arg geschrumpften Raumangebot, insbesondere zum 5er, kann ich trotz Gartenbesitz gut leben. Die vorhandene Anhängerkupplung dient vor allem dem Fahrradtransport und kann bei Mehrbedarf eben auch mal einen kleinen Hänger für größere Transporte ziehen.
Mängel/Schwachstellen
Nach der Abholung waren erst mal kleinere Defekte und Fehler zu korrigieren.
Die automatische Kofferaumdeckelöffnung des Komforteinstiegs funktionierte bei Kälte (unter 0 Grad) nicht. Es klackte, aber der Deckel hob sich nicht. Dachte erst an zu schwache Heber. Das hatte ich bei einem 5er schon einmal. Letztendlich lag es vielleicht aber nur am nicht ausreichend gereinigten Dichtungsgummi. Bei Kälte klebte das Gummi am Metall und hielt den Deckel unten. Bisher funktioniert es, allerdings war es auch nicht mehr so kalt.
Die Fensterrahmeneinfassung aus Kunststoff (Shadowline) enthielt noch Reste der Schutzfolie, die bis unter das Dichtungsgummi reichte und unschön aussah. Leiste wurde ersetzt.
Der Motor (Membranpumpe) der Lordosenstütze am rechten Sitz schnarrte erheblich lauter als links. Ein Austausch war dann aber nicht nötig, da der Motor nicht richtig fest saß, quasi eh nur im Sitz liege, und gegen ein Kunststoffteil drückte, was die Resonanz gab. (BMW, das nenne ich Billo!)
Das Fahrlicht war etwa zu tief eingestellt. (Sorgfalt?!)
Größtes Ärgernis:
Die Instrumentenbeleuchtung!!!
Ganz davon ab, dass die Instrumente im Gegensatz zum Nightpanel des F11er ein dicker Rückschritt sind, ist die Einstellung der Beleuchtung ein Unding.
Die Instrumente sind bei starker Bewölkung, insbesondere, wenn man auch noch durch einen Wald fährt, definitiv kaum ablesbar. Mitfahrer haben mich mehrfach darauf angesprochen.
Ein erster Korrekturversuch, die Lichtsensoren empfindlicher einzustellen seitens der Werkstatt, ist ein Flopp. Die Reaktion ist jetzt träger. Nach Tunneldurchfahrt bleibt das Licht noch ca. 3 Minuten an, vorher ging es – einschließlich der Scheinwerfer – nach ca. 1 Minute aus. Die Problematik soll jetzt dadurch abgeschwächt werden, dass das Fahrlicht eher angeht. Neulich bei längerer Autobahnfahrt in die Dämmerung hinein bei bedecktem Himmel, war mein Fahrzeug eines der Letzten, dessen Licht anging. Übrigens bei schrägem Sonnenlicht tritt diese Problematik nicht auf, da die Automatik dann das Licht eher einschaltet.
Laut Monteur gäbe es nur einen Sensor. Meine Beobachtung ist eine andere. Unabhängig von der Fahrlichtsteuerung regelt ein anderer Sensor ob Navi, Digitalanzeigen und Headup-Display im Tagmodus (weiß) oder im Nachtmodus (Orange) leuchten. Die Beleuchtug der Rundinstrumente – um die es mir geht – scheint aber ausschließlich an der Fahrlichtsteuerung zu hängen. Vielleicht könnte man – wenn es nicht anders geht – diese Beleuchtung auch so einstellen, codieren, dass Tacho und Drehzahlmesser stets beleuchtet sind...?!? Ich berichte über Fortschritte...
Und dann ärgert noch...
die stark spiegelnden Einfassungen vom Headup-Display. Das wird nur über Bastelei lösbar sein. Die Einheit ist sehr viel flacher verbaut als beim 5er und damit anfällig für schräg einfallendes Sonnenlicht. Es scheint gar nicht die klare Abdeckung zu sein, sondern der Rahmen. Je nach Sonneneinfall gibt es störende deutliche Reflexe in der Windschutzscheibe. Denke da an einen mattschwarzen Klebestreifen, ähnlich der Umwicklung z.B. eines Fahrradlenkers. Weiß, das klingt schräg. Aber ich suche nach einer praktikablen Lösung. Andererseits ist nämlich das HUD eine der Sonderausstattungen, die ich zu der mit dem höchsten Nutzen zähle und absolut nicht missen möchte. Bei Sporteinstellung des Fahrwerks scheint das Bild bei schlechter Straße und schneller Fahrt gelegentlich zu vibrieren. War aber noch zu selten, um es klar zu verifizieren.
Kurios:
(Hat das von euch jemand schon mal gesehen?...)
Bei stark seitlich einfallendem Sonnenlicht auf die Frontscheibe (bei auf- oder untergehender Sonne) erscheinen in der Scheibe zehntausende kleine weiße Punkte. Als ob Lufteinschlüsse darin wären. Ist stark vom Winkel abhängig, stört dann aber deutlich die Durchsicht.
Vielleicht liegts an der Verklebung? Die Erscheinung kann in abgeschwächter Form mit einer starken Taschenlampe (LED) deren gebündelter Strahl fast parallel zur Scheibe von außen geführt wird, erzeugt werden. Zumindest bei mir. Ich werde das nächste Woche beim Händler ansprechen und zeigen...
So, das war es erst einmal. Ich hoffe manches war informativ und nicht zu ausführlich.
Allen viel Spaß und gute Fahrt!
Viele Grüße
Michael